Das Kino der Chora als die Chora des Kinos | … und sollten Sie sich des kleinen Filmes annehmen wollen, empfiehlt sich im Anschluss eventuell ein begleitender Blick ins Transkript »

klei­ner Nach­trag: Mir fällt gera­de auf, dass der Link zum Tran­skript (in der Bild­un­ter­schrift) kaum zu sehen ist.
Hier fin­det sich das beglei­ten­de Tran­skript »
Und hier fin­det sich ein Bei­trag, der an die Betrach­tung des Gedan­kens anknüpft »

Wor­um geht es in die­sem Film?

Es geht mir um das Kino und die Cho­ra in ihrem wech­sel­sei­ti­gen Pos­ses­siv, in ihrer wech­sel­sei­ti­gen Teil­ha­be am ande­ren. Auf das Kino möch­te ich jetzt nicht näher ein­ge­hen. Jeg­li­che Vor­stel­lung Ihrer­seits zu die­sem Begriff ist will­kom­men, der Sache dienlich.

Die Cho­ra … Die Cho­ra ist Wesen, Phä­no­men, ist der Begriff, der jetzt ein biss­chen Trans­pa­renz erhal­ten möge – auch wenn ich nur wenig in den Schlei­er bli­cken, ihn nicht für Sie lüf­ten kann. Das wird am Ende des Tages Ihre vor­neh­me Auf­ga­be sein. 

Ich bezie­he mich hier auf den Begriff Cho­ra, wie er aus dem anti­ken Grie­chen­land über­lie­fert ist: »Zen­tra­ler Ort«. Pla­ton hat in sei­ner Onto­lo­gie, die er Tima­i­os im Dia­log sel­bi­gen Namens dar­le­gen lässt, die Cho­ra als Meta­pher gesetzt. Dort ist sie der Urgrund, die Amme des Wer­dens. Sie ist das, was Form trägt, ohne selbst geformt zu sein, ein Vor-Zustand, eine Not­wen­dig­keit. Ohne die­se Not­wen­dig­keit könn­te die Ver­nunft nicht ins Sinn­li­che fin­den, könn­te sich so nicht zei­gen. Die­ser Vor-Zustand wird in ein Ver­hält­nis zum Phä­no­men, zum Wesen des Kinos gesetzt. Das ist eigent­lich schon alles. Mit zuneh­men­der Beschäf­ti­gung ändert sich die Aus­sa­ge des letz­ten Sat­zes ent­schei­dend. Was eigent­lich schon alles ist, wird Alles – und das in sei­ner Eigentlichkeit …

Las­sen Sie uns behut­sam, las­sen Sie uns schritt­wei­se ins The­ma fin­den. Las­sen Sie uns von Pla­tons frü­hem Dia­log Ion, vom Thea­ter und dem gespro­che­nen Wort zu sei­nem Tima­i­os, zum Kino und dem geschrie­be­nen Wort fin­den. Die Erzäh­lung aus dem ersten Feld schafft uns eine Land­schaft, die uns im zwei­ten Teil Ori­en­tie­rung gibt, ohne dass wir den Faden ver­lie­ren. Den Faden wer­den wir dann ja schon gespon­nen haben. (Es gibt übri­gens einen recht brauch­ba­ren Arti­kel in der Wiki­pe­dia, der den Tima­i­os » – im bes­ten Sin­ne eines Lexi­kon­ar­ti­kels – umfang­reich dar­stellt. Und wenn ich schon den Arti­kel zum Tima­i­os erwäh­ne, sei auch der Arti­kel zum Ion » empfohlen.)

Hinein ins Thema: Eine Stimme erhebt sich auf der Vorbühne, entfaltet sich und spricht aus dem Schatten der Naht.

Scha­de, ein wesent­li­cher Punkt bleibt im Arti­kel der Wiki­pe­dia unbe­rück­sich­tigt – Julia Kris­t­e­vas La Révo­lu­ti­on du lan­ga­ge poé­tique (dt. Die Revo­lu­ti­on der poe­ti­schen Spra­che). Da legt uns die Frau 1974 mit 33 Jah­ren einen Text vor, der – Sie gestat­ten die Wort­wahl – ein­schlägt und des­sen Ein­schlag wei­ter­hin hallt. Das Ver­ste­hen der Cho­ra wird wesent­lich, ent­schei­dend und grün­det so auch die Gleich­heit der Men­schen – wobei ich hier und jetzt vor­wie­gend die femi­nis­ti­sche Per­spek­ti­ve adres­sie­re – in unver­rück­ba­rer Tie­fe. Eine phan­tas­ti­sche Leis­tung. Mit Julia Kris­t­e­vas Posi­ti­on, mit ihrem ent­de­cken­den Ver­weis vor Augen, kann eini­ges neu gese­hen, neu ver­stan­den wer­den. So zeigt sich auch Pla­tons Ion in neu­em Licht, und sei­ne Begeis­te­rung für, sei­ne Freu­de an Sap­pho erklärt sich. Er wuss­te, dass sie weiß, wuss­te aber selbst wohl nicht so recht, was er da wuss­te. Aris­to­te­les wird es uns wie­der ver­de­cken, bis es von Julia Kris­t­e­va dann ganz klar geho­ben wird.

Ja, ich weiß, ich den­ke mich hier um Kopf und Kra­gen, bin nicht sys­te­ma­tisch, nicht strin­gent – aber … Aber ich den­ke, dass ein Vor­brin­gen die­ser Hal­tung durch­aus legi­tim ist.

Realität des ungedacht Möglichen I: Ich bin das, worin die Welt sich erinnert, dass sie nicht immer war.

Viel­leicht erin­nern Sie sich?

Es gibt da eine gan­ze Welt, die Sie davon (und dadurch) leben lässt, Ihnen ihre Ent­deck­bar­keit anzu­bie­ten. Als Sie noch klein waren, sind Sie sicher dar­auf ein­ge­gan­gen, haben sich ein­la­den las­sen. Sie sind in Pfüt­zen gesprun­gen, haben Ver­steck gespielt, haben Sand­bur­gen gebaut, …

Und jetzt?


Hier ist nun erst ein­mal eine kur­ze Pau­se, ein Raum für eine kur­ze Rei­se in Ihre Kind­heit.
Sei­en Sie 2 Minu­ten anders­wo! Wir tref­fen uns dann in der nächs­ten Zei­le.

Schön, dass Sie wie­der, dass Sie noch da sind, dass Sie wei­ter­le­sen. Las­sen Sie sich bit­te nicht abschre­cken, ich bie­te hier kei­ne mora­lin­saure Kri­tik, schwin­ge nicht ver­grämt, ver­krampft den Zei­ge­fin­ger. Ich lade Sie in einen Film ein, der Sie anre­gen möge, der Sie dem, was dem Leben doch zugrun­de liegt, begeg­nen las­sen möchte.

Wir bezie­hen uns auf Pla­tons Tima­i­os, haben auch sei­nen Ion in der Tasche – soweit die Geschich­te, soweit die Anti­ke. Jetzt wird es erhel­lend, so wie­der spannend.

Las­sen Sie mich einen Punkt vor­weg­neh­men. Ken­nen Sie den Zyklus »Unbe­stimm­tes, Bestim­men­den, Bestimm­tes, Unbe­stim­men­des«? Ich wid­me die­sem Motiv in eini­gen Bei­trä­gen Auf­merk­sam­keit, da es mir für ein ganz­heit­li­ches Leben unum­gäng­lich, not­wen­dig ist. Das Bestimm­te ist kein Ende, kein End­punkt. Das Leben öff­net sich, ent­zieht sich somit jeg­li­chem Plan, fin­det in Frei­heit, wenn das Unbe­stim­men­de nicht unbe­rück­sich­tigt bleibt. Das Bestimm­te kann – zu stim­mi­ger Zeit – vom Unbe­stim­men­den erfasst wer­den, wie­der Unbe­stimm­tes wer­den – Wel­len­be­we­gun­gen erfah­ren, wie­der und wieder. 

Und jetzt?

Realität des ungedacht Möglichen II: Rose, Biene und Honig richten sich in neuen Metaphern ein

Jetzt schau­en wir gemein­sam den Film, lesen viel­leicht noch im Tran­skript. Wir stö­ren uns nicht dar­an, dass unse­re Seh­ge­wohn­hei­ten nicht bedient wer­den. Es ist doch nur ein Ver­such – in und durch Freiheit.

Und jetzt?

Es ist doch belanglos, was Sie unter den Bildern lesen. Es dient doch nur dem Wecken von Interesse, meinem Wunsch, dass Sie in den Film finden mögen.

Spü­ren wir in einen Urgrund des Wer­dens, wer­den Bedeu­tun­gen und Bedeut­sam­kei­ten flie­ßend. Viel­leicht tref­fen wir den »mensch­li­chen Men­schen« und las­sen von die­ser Vor­stel­lung nicht mehr ab.

Las­sen wir wirken!