So traurig die Umstände sind, die zu Schellings »Clara« geführt haben, so entscheidend kann das Werk als ein tertium gesehen werden – »Clara oder Zusammenhang der Natur mit der Geisterwelt. Ein Gespräch von Schelling« Caroline Michaelis (und auch Böhmer, Schlegel, Schelling) hat sich aus seiner Feder zu Literatur werden lassen, ihr Schwanengesang.
Es kommt nicht von ungefähr, ist vielmehr fortführend konsequent, dass mir hier eine Ausgabe (2. Auflage 1865) vorliegt, die aus der damaligen »Kreis-Irrenanstalt« in Klingenmünster (gegründet 1857 mit 250 Betten – gemeint sind hier Patienten/Gäste, aber Betten lassen sich klarer zählen) stammt. Die erste Signatur des Buches ist die 2626. In der Kreis-Irrenanstalt verfügbar, ist unserer Clara dann die 1318 zugeordnet, und die Heil- und Pflegeanstalt führt sie unter der 762. Bei mir hat sie einfach nur ihren Platz im Regal.
Welch ein tertium ist hier gemeint?
Die Doppelspaltigkeit von Derridas Glas erfährt Erweiterung (und Erheiterung) in die Welle. Die strikte Trennung weicht der Superposition, die Clara ins Spiel führt (in Schellings Seele gewandelter Geist von Caroline und ihre in seinen Geist gewandelte Seele, ihr Leib und sein Leib). Da taucht plötzlich ja doch eine Naht auf, ganz saft hinter Schleier und mit feinstem silbrigem Faden gewoben – aber da! In einem Brief schrieb Caroline an Schelling, dass sie seine Clara sein wolle, doch nur seine Caroline sei. Sie hebt hierbei auf Goethes Egmont ab, und wir wissen, dass sie nur zu genau weiß, wovon sie spricht.
Dass der Brief einem schönen blauen Rock beilag, und was dies für Bedeutungen gebiert, überlasse ich Ihrer Phantasie. Dosieren Sie, gehen Sie bedachtsam damit um, genießen sie! Sollten Sie Anlaufschwierigkeiten haben, empfehle ich, dass Sie sich Hesiod, Homer und Archilochos vor Augen halten. Wie schön und harmonisch die drei doch tanzen, wie sie ihre Arme wechselseitig über Kreuz packen – Pythagoras, Platon und Aristoteles tanzen ja ähnlich, fassen sich aber nicht über Kreuz, welch Unterschied! Nur größer fällt der Unterschied noch aus, als Platon die Augen öffnet. Dachte er doch bis dahin, dass er Sapphos Hände hält, jetzt in der linken Pythagoras’ rechte und rechts Aristoteles’ linke. Ganz leise kollabiert sein Ion und ruft – schon hier – nach Caroline.
I can see clearly now the time is gone
I can see all obstacles in my way
Einer hat damals alles erfassen können, eine kindliche Seele, Philipp Veit. Sechs Jahre ist er alt, als sich die »Jenaer Wohngemeinschaft« um ihn abspielt. Heute hat er, schöner Jüngling und Asket, Mainzer Ehrenbürger, sein Grab auf dem Hauptfriedhof.