Friedrich von Hardenberg – sich und uns Novalis
»Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren« und der »Monolog« – zweierlei Maß

»Die Mathe­ma­tik läßt sich aus zwei sehr von ein­an­der ver­schie­de­nen Gesichts­punk­ten betrach­ten: so erscheint sie ein­mal als Wis­sen­schaft, und das ande­re­mal als Kunst
Karl Heri­bert Buzen­gei­ger, Frei­burg 1822

Auch Nova­lis hat gut um die­se Betrach­tung gewusst, hat sich mit ihrem Kip­pen beschäf­tigt. Die Kunst weiß zwar die Wis­sen­schaft zu inte­grie­ren, umge­kehrt ist das aber nur recht bedingt der Fall. Wis­sen­schaft basiert ganz wesent­lich auf dem Gedan­ken der Gel­tung, der grund­sätz­li­chen Gel­tung. Und das Bewer­ten, ob Gel­tung von einer ande­ren, einer neu­en Gel­tung zu erset­zen ist, unter­liegt (natür­lich) auch wie­der einer wis­sen­schaft­li­chen Betrach­tung, die uns als Wis­sen­schafts­theo­rie, als Wis­sen­schafts­lo­gik begeg­net. Das Leben hat es zuneh­mend schwer, begeg­nen wir ihm ja gera­de außer­halb die­ser Gel­tungs­ge­fü­ge, die kon­ti­nu­ier­lich auch noch auf ein ein­zi­ges Gel­tungs­ge­fü­ge ver­ein­heit­licht wer­den sol­len – dem Pri­mat der Über­prüf­bar­keit geschuldet.

Anfang 2025 schrieb der Kurt Gödel Freun­des­kreis Ber­lin zur För­de­rung und Ver­brei­tung von Gödels Werk in Natur- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten den Kurt Gödel Preis 2025 aus.

»Wie sind Gödels begriff­li­cher und mathe­ma­ti­scher Rea­lis­mus, sein Argu­ment gegen die Exis­tenz der Zeit und sein onto­lo­gi­sches Argu­ment mit einer kohä­ren­ten Onto­lo­gie ver­ein­bar?«

Mei­nen Bei­trag fin­den Sie hier: Pidi­en­do un Goe­del des­de dentro »

Erst woll­te ich nicht teil­neh­men, doch dann hat das Leben die Geschich­te geschrie­ben –, und ich muss­te teil­neh­men. Wie­der habe ich mir erlaubt, einen Weg zwi­schen Wis­sen­schaft und Erzäh­lung zu beschrei­ten, einen Weg, der Gel­tungs­ge­fü­ge akzep­tiert, indem er sie mit­spie­len lässt, ihre Regeln aber in und durch das Spiel freund­lich hin­ter­fragt. Der Logos des Kon­kre­ten ist ein flie­ßen­der Logos, dem Leben ver­pflich­tet, unter­liegt er kei­ner ein­deu­ti­gen Über­prüf­bar­keit, kann sich nur stim­mig oder unstim­mig zei­gen – wie eine Meta­pher, deren Bedeu­tung sich erschließt, indem sie Situa­ti­on (erst) erschließt.

aus Friedrich Schleiermachers Vertraute Briefe über Friedrich Schlegels »Lucinde«

Was nicht gedacht wer­den kann, muss sich (eben) ereignen.

Der Demi­urg (ich bezie­he mich hier auf den Bei­trag »Das Kino der Cho­ra«) – vom Leben her ver­stan­den – braucht eine Ver­mitt­lung in die Cho­ra. Ohne Unter­stüt­zung (z. B. der Nyx oder der Moi­ren) kann sein Wir­ken kei­ne Frucht­bar­keit ent­fal­ten, ist ste­ril, abge­trennt, schließt die Unver­ständ­lich­keit aus, die doch gera­de das Sub­strat der Ver­ständ­lich­keit ist.

Das Leben in Hal­tung, Hal­tung zum Leben ist eben auch ein Aus­hal­ten, ein Er-tra­gen in (nur) schein­ba­ren Gegen­sät­zen. Wenn wir dem Zyklus zu fol­gen ver­ste­hen, einen Zyklus über­haupt erst aus­ma­chen kön­nen, fin­det alles zusam­men. Der mensch­li­che Mensch betritt die Büh­ne, hat weder Alter noch Geschlecht noch Her­kunft. Das ist der Kern mei­ner Bei­trä­ge zum Kino der Chora!

  • Das Unbe­stimm­te, das Form­lo­se, das Namen­lo­se, das, wor­in die Welt sich erin­nert, dass sie nicht immer war
  • Das Bestim­men­de, das Form geben­de, das Namen geben­de, das, dem zu Anfang zumin­dest noch das Schwit­zen von Schat­ten des Unbe­stimm­ten begeg­net ist
  • Das Bestimm­te, das Star­re, das Taxier­te, das Vor- und Nach­na­me erhal­ten hat, das ohne das Unbe­stim­men­de an einem Ende wäre
  • Das Unbe­stim­men­de, das Magi­sche, das Gewal­ti­ge, das Leben, das, das aktiv den Kreis in das Unbe­stimm­te schließt

Wol­len wir die­sem Gedan­ken in einem ande­ren Kul­tur­kreis begeg­nen, kön­nen wir z. B. nach Chi­na bli­cken:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wuji

Die Chora ist übrigens auch dann noch aktiv, wenn der Demiurg schon das Sandmännchen hinter sich hat, bereits zugedeckt wurde. Aber [man hört ein kurzes Hüsteln] das sollte in anderer Form ausdifferenziert werden.

Spü­ren wir in einen Urgrund des Wer­dens, wer­den Bedeu­tun­gen und Bedeut­sam­kei­ten flie­ßend. Viel­leicht tref­fen wir den »mensch­li­chen Men­schen« und las­sen von die­ser Vor­stel­lung nicht mehr ab.

Las­sen wir wei­ter­hin wirken!

Nach­trag:

aus Fried­rich Schle­gels Über die Unver­ständ­lich­keit: