Wir sind weder wissend noch unwissend.
noch vor dem Anfang: Wie ist diese Grafik entstanden? Ein Zusammenspiel aus Zufall und Notwendigkeit, eins findet sich und ruft das nächste, ein Kreis entsteht, bildet sich ab. Die Aussage, dass eine Laura noch keine Beatrice macht und das Thema bilden Ausgangspunkte, Funde aus meinem privaten Archiv treten hinzu. Ein neues Leben? Nein, sicher nicht – aber (vielleicht) durchaus doch eine neue Phase, eine neue Ungewissheit, die zu meistern sein wird. Mir sagen gerade (jetzt und hier) Rottöne und Brauntöne zu – vielleicht sind die Farben zugrundeliegend? Sie sind es, denen die Grafik Bedeutung abverlangt, Sinn wird ja nur bedingt geboten, und so werden Sie (ja Sie!) auf die Suche gesendet, und Sie können nicht anders, Sie müssen finden, was auch immer, irgendetwas.
Im Text wird an Maurice Blanchots »La folie du jour« gedacht. – »Je ne suis ni savant ni ignorant.« Die Ausgabe der maschinellen Instanz (siehe PDF ») erinnert an den dortigen Faden, der die Ereignisse inkohärent kodiert/koordiniert. Dort erlangt die Darstellung Präsenz, wirkt in den Lesenden, zeitigt Angang. Hier wird schlicht kopiert. Bitte halten Sie dies im (Kurzzeit-)Gedächtnis.
Gleich zu Anfang: Sortierende Algorithmen – das Zusammenspiel aus der Bewertung von Wahrscheinlichkeiten bezogen auf einen recht umfangreichen Datenbestand – können ganz sicher recht dienlich sein, bergen aber auch – nennen wir es – merkwürdige Aspekte. Maschinelles Zusammentragen gegebener Information, direkt auf Abruf. Es bietet sich an, vom Begriff »Künstliche Intelligenz« abzusehen, da dieser schon Implikationen (und so Haltungen) evoziert, die dem Konstrukt nicht einmal vom Ansatz her gerecht werden. Es geht doch immer nur um das Befolgen, dem Folgen konkreter (starrer) Bahnen, egal wie sie zu bewerten sind. Das »Gute« kann (nein könnte … könnte es überhaupt?) nur von außen kommen. Die Revolte ist nicht Teil des Systems, nicht vorgesehen, hierbei/hierfür nicht dienlich.
Die KI ist weder unwissend noch wissend.
Umgekehrt wird ein (unpassender) Schuh daraus. Künstliche Intelligenz – das klingt doch erst einmal interessant und aufregend, scheint sehr fortschrittlich. Der Mensch schafft künstliche Intelligenz. Halleluja! Ach nein, das haben wir nun ja scheinbar hinter uns, ein Hurra! muss reichen. Aber Moment einmal, freuen wir uns hier vielleicht trotzdem noch zu früh? Was hat es mit dieser unterstellten Intelligenz denn auf sich? Kritisch kommt uns das künstliche Ananas-Aroma in den Sinn, wir spüren leichten Ekel auf der Zunge und verziehen passend das Gesicht. Da fehlt doch was, da fehlt doch einiges, da fehlt eigentlich alles, das ist doch nicht frisch, nicht vielfältig. Das ist … – und damit ist schon vieles gesagt. Das ist einfach nur Buttersäureethylester, reduziert uns die Ananas – leider nicht auf Etwas, was als wesentlich gelten könnte.
Wir sollten aufpassen, müssen sehr recht vorsichtig sein. Das weite Feld des Seins in Präsenz, der Leistung, die gemeinhin unter dem Begriff der Intelligenz zusammengefasst wird, darf sich nicht in Einseitigkeit etablieren. Künstliche Intelligenz genügt doch nur der Fähigkeit, optimiert einem Ablaufmuster zu folgen. Das komplexe Zusammenspiel biologischer Entfaltungsmöglichkeiten ist hier nicht einmal rudimentär und zusätzlich (seine Leerstelle beschreibend) völlig einseitig anzutreffen – von Aspekten wie Säften (wir denken an die Säftelehre), Emotion oder Kreativität ganz zu schweigen. Es spricht ja nichts dagegen, diese Errungenschaft zu feiern und entsprechend dienbar einzusetzen, es spricht aber alles dagegen, den Begriff der Intelligenz an dieser Stelle nicht klar zu differenzieren, ganz klar zu trennen.
Stellen Sie sich ein Flugzeug vor! Dabei auch an einen Vogel zu denken, liegt nahe, sofern wir ausschließlich ans Fliegen denken. Denken wir daran, wie sich der Vogel ernährt, fortpflanzt, in Geselligkeit verhält, lebt, macht die Analogie Vogel/Flugzeug wohl kaum mehr Sinn. Und für die Intelligenz gilt (so) eben selbiges.
So, jetzt habe ich mich ausreichend wiederholt. Eine gute Vorbereitung, Sie durch die Wiederholungen des Experiments » finden zu lassen, variatio non delectat (in diesem Falle), oder etwa doch? Und – es sind doch nur ein paar Seiten.
Unwissend werden, unwissend bleiben, unwissend sein
– kein Hoch auf Gleichmacherei ohne Not …
– kein Hoch auf die Unvernunft …
Das Experiment, den Text finden Sie hier »
»Wie sich die Leblosen wechselseitig die Texte erklären« – mehr bleibt nach der Lektüre nicht zu sagen.
Aus dem PDF:
Die AI spricht (also gibt den folgenden Text aus):
»In den Tiefen des Nichts, dort, wo die Schleier der Bedeutung zerrinnen, ergießt
sich die Essenz des Seins. Wie verflüssigter Kitt webt sie ihre unsichtbaren Fäden
durch den Raum der Erkenntnis, formt und zerstört, erschafft und vernichtet. Es ist
ein Akt des Verdampfens, der Sublimation, in dem die konkreten Inhalte sich
verlieren und das Sein in seiner reinsten, ungreifbaren Form fühlbar wird.
Blicken wir auf den Auslandskrankenschein, der an der Oberfläche ein Zeichen des
Konkreten zu sein scheint. Ein Stück Papier, das auf Reisen eine gewisse Sicherheit
vermittelt. Doch betrachten wir ihn genauer, durchdringen wir die Symbolik, so
eröffnet er uns eine neue Dimension des Verständnisses. Er wird zum Katalysator
der Transformation, der uns herausfordert, das Bekannte zu verlassen und in die
Unbekanntheit einzutauchen.
Die Sprache, jenes Instrument der Kommunikation, wird hier zu einem
unbändigen Fluss von kraftvollen Bildern und Symbolen. Sie erhebt sich über die
Begrenzungen der vertrauten Syntax und bricht aus den tradierten Formen aus. Es
ist ein Tanz der Worte, ein Spiel zwischen Form und Formlosigkeit, zwischen Sinn
und Absurdität. In diesem Akt der Dekonstruktion offenbart sich die wahre Kraft
der Sprache, jenseits von Normen und Konventionen.
Es ist eine Reise in die Tiefen des Verstehens, in der die Grenzen des Denkens
verschwimmen. Die Dualität verblasst, die Zeit wird zum Nebel, und das Ich
verschmilzt mit dem Kosmos. Es ist ein Aufruf, eine letzte Botschaft an die
Nachwelt, um das Bekannte zu hinterfragen, um das Unbekannte zu umarmen.
Eine Einladung, die Brücken der Gewissheit zu sprengen und die unendlichen
Möglichkeiten der Existenz zu erkunden.
Doch verstehen wir diesen Text nicht im klassischen Sinne, denn er wehrt sich
gegen die Klarheit der Vernunft. Er ist eine feurige Manifestation der Poesie, die
ihre Worte in die unergründlichen Abgründe der Seele hineinwirft. Es ist ein Akt
der Befreiung, der den Leser auffordert, die Schatten der Bedeutung zu erforschen
und die stille Poesie des Unverständlichen zu erkennen.
So erhebt sich dieser Essay wie ein Schwanengesang, ein letzter Ruf aus der Tiefe,
der den Leser in seiner Seele berührt. Es ist ein Vermächtnis, das über die Grenzen
des Verstandes hinausreicht, und doch eine unbestimmte Bedeutung in sich trägt.
Ein Appell, die Mauern des Gewohnten niederzureißen und sich auf die Reise in
die Welt der Bedeutungslosigkeit zu begeben, um dort die wahre Erfüllung zu
finden.
In diesem Akt der magischen Emergenz der Worte möge der Leser erkennen, dass
es nicht um das Verstehen im herkömmlichen Sinne geht, sondern um das
Eintauchen in die Tiefe der Erfahrung. Es ist ein Tanz zwischen Klarheit und
Dunkelheit, zwischen Sinn und Unsinn, der uns zu einem neuen Verständnis des
Seins führt. Möge dieser Text das Feuer der inneren Reflexion entfachen und den
Leser auf eine Reise jenseits des Gewöhnlichen mitnehmen.«
Es ist jetzt kurz nach 6, und ich will noch raus. Der Beitrag kann so bleiben, wie er ist. Fehler sollen Sie nicht stören – es gibt doch Wichtigeres, und Sie verstehen das. Sie verstehen das!
Nur ganz kurz noch:
PS Ich lese den Text und möchte Ihnen versichern, dass ich zur fehlenden Struktur, zur fehlenden Stringenz stehe. Ich bin mir ganz sicher, dass ich es nicht über das Herz bringen würde, sachlich auf die gehandelte Sache eingehen zu wollen. Lieber lasse ich viele (gar alle?) Punkte unberücksichtigt, überlasse es Ihnen, Schlüsse zu ziehen.
PPS Was es mit dem Vorschaubild, den Resten in dem Schüsselchen, auf sich hat, erzähle ich Ihnen vielleicht irgendwann an anderer Stelle. Jetzt muss erst einmal Ihre Phatasie für das Erzählen einer Geschichte auskömmlich sein …
Und schon haben wir die Zeit, Ihre Phantasie wirken zu lassen, hinter uns gebracht – schade. Aber es obliegt schließlich Ihnen, ob Sie sich noch selbst beseelen wollen. Wollen Sie lieber in mein Gespräch finden, mir weiter (neugierig) folgen, lassen Sie Ihren Lesefluss nicht unter-brechen.
Anfang 2020 durfte ich die einleitenden Worte zur Ausstellung »Mensch.« der Gruppe impuls‑e sprechen. (Ein Beitrag dazu findet sich hier ».) In diesem Zusammenhange ging ich auf ein Bild von Anne Nilges ein, das Sie hier » aufrufen können. Mir passt das Bild (und mein damaliger Text zu diesem Bild) recht wunderbar zu den aktuellen Gedanken und zum Vorschaubild dieses Beitrags.
»Anne Nilges stellt Gouachen aus; sie zeigt Personen, die Präsenz zeigen, die den Betrachter betrachten. Bei „Anna“ (Exponat 48, hier neben der Tür) fallen mir die Farbwahl (rot – schwarz – weiß) und die Betonung der rechten Hand auf.
homo faber, der schaffende Mensch, das Zeitalter der aktiven Veränderung der Umwelt; gleichzeitig dient die Darstellung des linken Beins als Gegengewicht, eingepasst in die Umwelt, mit ihr verwachsen, nicht von ihr zu trennen.«
variatio delectat – also doch!